Erfahrungen mit Außenklimaställen aus England und Deutschland
Außenklima- und Zweiklimaställe
Das Thema Außenklimaställe findet unter deutschen Schweinehaltern und in der Beratung zur Zeit große Beachtung. Nicht zuletzt die aktuelle Krise zwingt die Schweinehalter über neue, günstigere Systeme nachzudenken.
Der Begriff Außenklimastall wird zumeist für Ställe gebraucht, die aus einer Reihe Ruhekisten (Liegebereich) und einem Auslaufbereich (überdacht) auf Stroh oder Spalten bestehen. Sinnvoller wäre es, diesen Stalltyp als Zweiklimastall zu bezeichnen. Der Auslaufbereich ist bei diesen Ställen zwar vor Zugluft geschützt, die Temperaturen liegen aber im Bereich der Außentemperatur (im Winter ca. 1-2 Grad höher, im Sommer 5-8 Grad unter der Außentemperatur). In der gut isolierten Ruhekiste dagegen ist es möglich, die Temperaturen bei z.B. 25 Grad fast das ganze Jahr relativ konstant zu halten. Wärme wird durch die Tiere selbst erzeugt, eine Heizung ist bei diesem System (mit Ausnahme von einfachen Fußbodenheizungen für abgesetzte Ferkel) nicht nötig. Erfahrungen und Ergebnisse aus England, wo diese Ställe schon seit über 25 Jahren eingesetzt werden, und auch in den letzten Jahren vermehrt aus Deutschland, zeigen, daß diese Ställe sehr gute Leistungen für die Ferkelaufzucht und Mast bringen. Zweiklimaställe bieten den Tieren eine gesunde Umgebung, Atemwegserkrankungen treten erheblich seltener auf, die Tiere sind widerstandsfähiger und vitaler. Die Investitionskosten liegen etwa 1/3 unter denen für herkömmliche Ställe, die laufenden Kosten (Energie) sind minimal, da weder Heizung noch aufwendige Lüftungssysteme nötig sind. Der Zweiklimastall wird heute auch in Deutschland von Beratung und Forschung unterstützt und hat seine Funktionalität unter Beweis gestellt.
Außenklima- und Einklimaställe
In Großbritannien ist man bei der Entwicklung der Außenklimaställe noch einen Schritt weiter gegangen. Der sogenannte Trobridge-Schrägdach-Stall besteht lediglich aus einer isolierten Ruhekiste, die zumeist auf Vollspalten aufgebaut ist. In Großbritannien werden in diesen Trobridge-Ställen heute bis zu 25% aller Mastschweine gehalten. Man kann bei diesem System von einem Einklimastall sprechen, der den Tieren viel frische Luft bietet. Auch hier wird keine zusätzliche Heizung eingesetzt, die Tiere werden in relativ kleinen Gruppen (Endmast ca. 15 Tiere/Abteil) gehalten. Auch dieser Stall bietet die gesundheitlichen Vorteile des Zweiklimastalles, allerdings bei noch niedrigeren Investitionskosten. Diese Bauart kann die Investitionskosten für einen Neubau auf DM 500/Endmastplatz senken. Dabei muß er im Sommer und Winter gut funktionieren, die Arbeitszeit minimieren und gute Tierleistungen ermöglichen. Nicht zuletzt ist dieser Stall tiergerecht und ermöglicht einen hohen Gesundheitsstatus der Tiere. Der Einklimastall ist in Deutschland noch nicht sehr verbreitet. Von daher soll dieser Stall im folgenden näher vorgestellt werden.
Kostensituation in Großbritannien
Seit Ende der sechziger Jahre gibt es in England in der Schweineproduktion keine Subventionen mehr. Die Ertragssituation in der Schweinehaltung war im Grunde in den letzten 30 Jahren erheblich schlechter als beispielsweise in Deutschland. Dazu kommt in Großbritannien ein sehr hohes Zinsniveau (teilweise bis zu 15%). Aus diesen Gründen mußte man in England schon sehr lange günstig investieren und entsprechend kostengünstig produzieren. Von daher ist es auch kein Zufall, daß die Freilandhaltung von Sauen in Großbritannien in den letzten 15 Jahren von 5% auf heute annähernd 30% der Schweineproduktion gestiegen ist. In der Freilandhaltung sind Einsparungen von bis zu 80% gegenüber konventionellen Stallungen möglich. Die Anzahl der Freilandbetriebe ist nur deshalb seit den letzten 3-4 Jahren relativ konstant, da es an erfahrenen Schweinehaltern für dieses System und genügend geeigneten Flächen mangelt. Eine Freilandmast spielt in Großbritannien kaum eine Rolle, weil eine wirtschaftliche Produktion in diesem System kaum gegeben ist.
Vergleich von Einklimaställen mit konventionellen Mastställen
Außenklimaställe sind von daher für die Ferkelaufzucht und Mast zu einem entscheidenden Stallsystem geworden. Es gibt Varianten mit Voll- und Teilspaltenboden, auch Zweiklimaställe auf Stroh sind, wo genügend Stroh vorhanden ist, entstanden. Die Baukosten pro Tierplatz sind bei verschiedenen Systemen in England sehr unterschiedlich, laufende Kosten sind in jedem Fall in eine Kalkulation einzubeziehen. Die englische Landwirtschaftsgesellschaft (Royal Agricultural Society (RASE)) und die Vieh und Fleischkommission (Meat and Lifestock Commission (MLC)) haben zwischen 1989 und 1992 zusammen mit Futtermittelherstellern, Schweinezuchtunternehmen und anderen Firmen verschiedene Maststalltypen verglichen, die auf einer staatlichen Forschungsanstallt (der NAC = National Agricultural Center) im Einsatz waren. Bei den Ställen handelte es sich um zwei Varianten des Trobridge Einklimastalles (je Teil- und Vollspalten), ein sogenanntes Zig-Zag Suffolk Haus (Festmist mit Stroh), ARM Haus (Stroh/Festmist), Beacon Endmast Haus (Festmist mit gehäckseltem Stroh) und ein Pyramid Wessex Haus (Vollspalten). Alle Tiere wurden von 30 kg auf 100 kg gemästet.
Die Mastställe haben unterschiedliche Belüftungssysteme:
Trobridge und Beacon mit AKNB (= Automatisch Kontrollierte Natürliche Belüftung) d.h. mit temperaturgesteuerten Lüftungsklappen, Suffolk natürlich belüftet, Pyramid mit Optimavent, ARM hat das "High Speed Jet" System.
Viele englische Tierärzte empfehlen Außenklimaställe, weil sie immer wieder feststellen, daß diese Bauart gute Leistungen bei einem hohen Gesundheitszustand bietet. Im Vergleich zu herkömmlichen Mastställen halten die Einklimaställe Ihre Leistung auch noch nach über 25 Jahren. Durch die natürliche Belüftung bleiben Staub- und Keimzahlen niedrig, Belüftungssysteme können nicht verschmutzen. Der NAC Vergleich zeigt ganz deutlich, daß Außenklimaställe erhebliche Vorteile bringen. Es ist kein Zufall, daß heute ca. ¼ der Mastschweine in der Schrägstall-Variante (Einklimastall) gehalten werden.
Aufbau der Einklimaställe und Leistungen
Wie ist so ein Maststall aufgebaut und kann er auch in Deutschland gleichzeitig die Kosten senken und höhere Leistungen bringen?
Die einzelnen Abteile der Schrägdachkonstruktion haben eine 1,10 m hohe Rückwand und sind vorne ca. 2,00 m hoch. Die Frontseite hat eine große Lüftungsklappe, die entweder manuell (bei kleineren Einheiten) oder elektromechanisch bedient wird. Die einzelnen Buchten werden in Fertigteilen geliefert (Holz als vorwiegender Baustoff) und können sehr schnell montiert werden. Für das Dach sind Eternitplatten, kunststoffbeschichtete Trapezbleche oder Holzplatten aus kanadischer Douglasie möglich. In allen den Schweinen zugänglichen Bereichen wird mit glasfaserverstärkten Zementplatten gearbeitet. Die einzelnen Abteile haben eine Grundfläche von
12 qm und es können somit pro Abteil 30 - 35 Vormasttiere oder 14 - 15 Endmasttiere gehalten werden. Die Fütterung ist variabel: Trockenfutterautomaten, Breifutterautomaten, Längstrog- oder Sensor-Flüssigfütterung sind möglich.
Typische tägliche Zuwachsraten zwischen 30 und 100 kg liegen zwischen 800 und 1000 Gramm. Verluste sind im allgemeinen niedriger als bei konventionellen Mastställen und liegen häufig unter 1,5%.
Seit der NAC Untersuchung haben die Trobridge-Ställe verschiedene technische Verbesserungen erhalten. Dazu gehört die automatische Lüftungsklappensteuerung (AKNB) vorn und hinten. Über einen Temperaturfühler werden die Klappen automatisch gesteuert und erlauben somit eine konstante Temperatur in den Abteilen.
In Deutschland ist es möglich, über ein Modem und die Telefonleitung verschiedene Daten aus den Trobridge-Ställen abzufragen (auch von England aus). Es können Futterzufuhr, Wasserverbrauch, Windrichtung und Geschwindigkeit, Temperaturen (innen und außen) sowie Luftqualität und Luftfeuchtigkeit abgefragt werden. Wenn z.B. ein direktes Verhältnis zwischen Windrichtung/Geschindigkeit und den Belüftungseinstellungen entsteht, besteht die Möglichkeit, die elektronische Steuerung noch genauer zu kontrollieren und das Stallklima positiv zu beeinflussen.
Die AKNB belüfteten Trobridge-Buchten mit Endmast Tieren (50 - 100 kg) zeigen im Sommer und Winter ein gleichmäßiges Temperaturbild.
Kann ein Einklimastall auch bei -20 Grad noch gut funktionieren?
Der Standard-Trobridge-Stall hat einen K-Wert von 0,43 im Dachbereich und in der Hinterwand. Bei einer Außentemperatur von -20 Grad und einer gewünschten Temperatur von 20 Grad in der Bucht, beträgt die Temperaturdifferenz immerhin 40 Grad. Da die gesamte Dach- und Hinterwandfläche aber nur 15,3 qm / Bucht beträgt, liegt der Wärmeverlust bei lediglich 264 Watt. In dem Standard Trobridge-Endmaststall ist die Vorderseite nicht isoliert. Bei einer Temperaturdifferenz von 40 Grad liegt der Netto-Wärmeverlust hier bei 2 KW. Mit einer zusätzlichen Wärmedämmung in diesem Bereich (Vorderwand und Ventilationsklappe), kann dieser auf nicht mehr als 300 Watt gesenkt werden.
Bei 18 Endmast Tieren und einem Zuwachs von 800 g / Tag werden fast 5,0 KW Wärme erzeugt. Es verbleiben also bei einem Temperaturunterschied von 40 Grad, ohne Wärmedämmung nach vorne, immer noch 2,7 KW, die man über den Spaltenboden und die Belüftung verlieren muß. Nach den Erfahrungen von mehr als 30 Jahren in Großbritannien (also auch in Schottland) kann man ohne Bedenken einen Trobridge-Stall auch bei -20 Grad mit Erfolg betreiben.
Niedrigere Geruchsemissionen
Der ADAS (ein Halbstaatlicher Beratungsdienst in Großbritannien) hat die Geruchsemissionen von einem Trobridge Maststall untersucht. Das Ergebnis zeigte, daß ein Außenklimastall erheblich weniger Geruchsemissionen erzeugt als herkömmliche Vollspalten-Buchten.
" Die Geruchsproben, die wir auf der Park Farm gesammelt haben, zeigen, daß unser Sollwert von 0,42 GE/s/kg (=Geruchseinheit) zu hoch war. Von dem Trobridge-Stall haben wir nur 0,23 GE/s/kg gemessen." (David Pearson, ADAS, 1997).
In den Einklimaställen sind hervorragende Tierleistungen möglich. In Großbritannien wird dieses schon seit Jahrzehnten unter Beweis gestellt. Gerade die jetzige Preissituation auch in Deutschland wird viele Schweinehalter zwingen, nach neuen Wegen zu suchen. Der Außenklimastall stellt hierbei eine interessante Alternative dar.
Neville Beynon, Reading, England . 1999, erschienen in Groß Tier Vet 9/99
News
Tag der offenen Tür in Damnatz.
Am Freitag, den 08.11.2013 wird auf dem Betrieb Henning Harms, 29472 Damnatz,Ziegelhof 1 von 10 bis 16 Uhr
ein neuer Atlantic-Dreiklimazonen-Maststall Typ 625A vorgestellt.
Am 10.09.2013 wird auf dem Betrieb Jürgen Westerkamp, 32351 Stemwede-Sundern
Tegedamm 8 von 10 bis 16 Uhr ein neuer Atlantic-Zweiklimazonen-Maststall Typ 625
vorgestellt.
Tag der offenen Tür in Lahstedt / Groß Lafferde
Am 2.10.2012 wird auf dem Betrieb Lüddeke, 31246 Lahstedt / Groß Lafferde, Bierstraße 3 von 10 bis 16 Uhr ein neuer Atlantic Maststall Typ 625 vorgestellt.
Am Dienstag, den 20. September 2011 wird auf dem Betrieb von der Familie Stickan in Rahden, von 10 bis 16 Uhr ein neuer Schweinemaststall vorgestellt.
Zu besichtigen ist ein Atlantic Mast-Port Typ 625 für die Vor- und Endmast. Die Anlage besteht zurzeit aus einer Reihe mit 18 Abteilen. Es handelt sich um einen Stall mit Schrägdachabteilen auf Vollspalten für ca. 340 Endmasttiere.Drei Reihen zu je 18 Abteile sind genehmigt.
Zu besichtigen ist ein Atlantic Mast-Port Typ 625 für die Vor- und Endmast. Die Anlage besteht aus 2 Reihen mit jeweils 12 Abteilen. Es handelt sich um einen Stall mit Schrägdachabteilen auf Vollspalten für ca. 450 Endmasttiere.